MATTHIAS KOEPPEL

Künstler

Berlin-Wedding

Professor Matthias Koeppel ist einer der profiliertesten Berliner Künstler, Hochschullehrer und Gründungsmitglied der Schule der neuen Prächtigkeit. Seine Werke gewinnen regelmäßig Aufmerksamkeit weit über die Grenzen des Kulturbetriebs hinaus, etwa durch sein Engagement für die Buddy-Bären und seine Gedichte auf Starckdeutsch.

Wie eng ist dein Werk mit der Stadt verbunden?

Ich lebe seit über einem halben Jahrhundert in Berlin, bin aber leider nicht in Berlin geboren. Ich bin geborener Hamburger.

Warum „leider“?

Na, weil ich Hamburg nie kennengelernt habe. Ich bin kurz nach der Geburt schon nach Berlin gekommen, habe aber, da wir ausgebombt wurden, meine Kindheit in Schwerin verbracht. Mit dreizehn bin ich erneut nach Berlin gekommen und geblieben. Und schon während des Studiums wurde „Berlin“ mein Thema.

Made in Berlin im Gespräch mit Prof. Matthias Koeppel, Künstler

Könntest du dir vorstellen, auch in einer anderen Stadt zu leben?

Das hab ich mir oft überlegt, und ich muss sagen, als ich in New York war, da hab ich mir gedacht, hier könnte ich auch leben. Wenn, dann würde ich versuchen, in New York sesshaft zu werden.

Was symbolisiert Berlin für dich?

Es ist eine Stadt, die immer in Bewegung ist und immerzu umgebaut wird. „Immer im Werden“ – so heißt auch ein Katalog mit meinen Berlin-Bildern. Was mir sympathisch ist: Dass Berlin nicht so aus dem Ei gepellt ist. Die Mischung ist das Interessante.

Hat das auch Auswirkungen auf den Menschenschlag?

Der Berliner ist ja ein wenig abgeklärt, den erschüttert nichts so leicht, weil er das Auf und Ab der Geschichte miterlebt hat. Wenn etwas gut ist, dann sagt er: „Da kann man nicht meckern!“ Das ist oft das höchste Lob und das drückt eine gewisse Abhärtung aus: Krieg, Luftbrücke, Mauer ...

Woran liegt es, dass sich so viele junge Leute für Berlin interessieren?

Hier entstehen neue Dinge; das betrifft auch schon die Gebäude ... Alte Gebäude in Berlin muss man richtig suchen, hier wird ständig was Neues hingestellt.

Wo in Berlin wohnst und arbeitest du?

In der Nähe des Fehrberliner Platzes, am Preussenpark, da ist unsere Galerie. Und ich arbeite im Wedding, in der alten AEG-Fabrik. Da ist mein Atelier. Am Wedding mag ich die türkische Urbevölkerung. Die Ein­wanderer haben Berlin südlicher gemacht.

Wie bist du zu „Made in Berlin“ gekommen?

Ich bin durch meinen Freund Joachim Spitzley zum Verein gekommen und habe bald gemerkt, dass es ein sehr tiefgreifendes Engagement ist: für gute Kunst und gutes Handwerk. Der Name ist ja angelehnt an „Made in Germany“ – ein internationales Qualitätsmerkmal.

Welche Werte stehen dahinter?

Das Bewusstsein zu schaffen, die Arbeit, die man macht, als Lebensinhalt zu begreifen. Das ist etwas ganz Wichtiges. Die Arbeit muss von Herzen kommen und ein sehr bewusster Teil meines Lebens sein, insbesondere, wenn man mit anderen Menschen zusammenarbeitet.

Was hat Berlin dir geschenkt?

Die schnelle und positive Kontaktaufnahme zu anderen Menschen ist ein Phänomen. In meiner Geburtsstadt Hamburg ist das ja genau umgekehrt.

Welche Menschen passen zu „Made in Berlin“?

Vorurteilsfrei, kreativ, mutig ... Das sind wichtige Eigenschaften. Als Künstler sage ich natürlich, dass die Kunst eine Rolle spielen sollte, und zwar nicht nur als Alibi. Es geht um Botschaften und Inhalte. Für mich ist es sehr interessant, Menschen aus ganz anderen Bereichen kennen­zulernen. Ich habe das Thema übrigens schon in einem Bild verarbeitet. Meine Mitgliedschaft hat mich veranlasst, darüber nachzu­denken, wie man das in einem Bild umsetzen kann. Und ich habe daraufhin ein stilistisches Element neu entwickelt.

Das können, glaube ich, nicht viele Vereine von sich sagen, dass sie Künstler zu neuen Werken inspirieren.

Ja. Das stimmt.

 

Das Interview führte Albrecht Behmel.

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